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Tag 10: Louise Aston

Louise Aston (1814-1871) – „…die Polizei weist aus, nur um der Ausweisung willen.“

Autorin: Dr. Jenny Warnecke

Louise Hoche heiratete mit 20 Jahren den Dampfmaschinen-Fabrikanten Samuel Aston. Nach der Geburt ihrer drei Kinder ließ sie sich scheiden, weil sie die Doppelmoral ihres Gatten nicht mittragen wollte, der vier Kinder von weiteren Frauen anerkannte. Aston zog 1846 nach Berlin, wo sie Schriftstellerin wurde. Die Sorgerechtsfrage hing nach ihrer zweiten Scheidung wie ein Damoklesschwert über ihr. Der Chefpräsident des Oberlandesgericht in Magdeburg von Gerlach entzog es ihr für Jenny, das einzige Kind, das die Kleinkindzeit überlebt hatte.

„Freiem Leben, freiem Lieben / Bin ich immer treu geblieben“ erhob die Schriftstellerin Louise Aston, die manchmal Hosen trug und öffentlich Zigarren rauchte im Gedicht zum „Lebensmotto“ und sorgte damit schon vor den revolutionären Ereignissen von 1848/49 für moralische Entrüstung. Sie ergänzte: „Mag der Thron in Flammen glühn!“, damit war der Skandal perfekt. Doch schon bevor sie eine Zeile veröffentlicht hatte, wurde sie wegen unmoralischen Zuschreibungen und Denunziationen 1846 aus Berlin ausgewiesen. Es folgten Ausweisungen aus mindestens 14 Städten in Europa. Louise Aston reiste mit falschen Pässen oder als Student verkleidet nach Berlin ein. Sie verkehrte im Kreis der „Berliner Freien“ um Bruno Bauer und Max Stirner, flocht Proudhons revolutionäre Ideen in ihre Schriften ein und verfolgte die europäischen Umbrüche mit Begeisterung. Als Briefbotin für die Demokraten reiste sie quer durch Europa.
Ihre Gedichte und ihre Zeitschrift „Der Freischärler“ handeln von freier Liebe, politischem Umsturz und sozialer Revolution. In ihren Romanen erschrieb sie sich mit fiktiven Figuren neue Räume in der bestehenden Enge der bürgerlich-monarchischen Gesellschaft. In ihrer Verteidigungsschrift verwarf sie die Ehe als „unsittlich“, „weil sie zum Eigenthume macht, was nimmer Eigenthum sein kann: die freie Persönlichkeit“. Um die Zensur zu umgehen ließ sie ihre Werke an unterschiedlichen Orten drucken, auf Grund der schlechten Vernetzung der Polizeistrukturen in der Kleinstaaterei machbar.

Nach ihrem Einsatz als Krankenpflegerin für die Freischärler in Dänemark im April 1848, mischte Aston mit: Sie dichtete eine Satire auf General Wrangel, der 1848 Berliner Revolution niederschlug. Sie kritisierte die Wiedereroberung der Reaktion scharf und verabschiedete sich nach dem Verbot ihres Freischärlers und ihrer erneuten Ausweisung: „Offenbar ist die dt. Freizügigkeit blos darin zu suchen, daß man überall hingehen, aber nicht bleiben darf, wo man will! Auch gut! Ich bin an diese Freizügigkeit gewöhnt.“ Louise Aston schrieb im Exil nicht mehr, blieb aber ihren demokratischen Ansichten treu.