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Tag 4: Polizeigewalt und Sexarbeit

Eins vorneweg: Sexarbeit ist nicht gleich Sexarbeit. Die Arbeitsverhältnisse in der Sexarbeit umfassen ein weites Spektrum, was es herausfordernd macht, darüber zu schreiben, ohne zu beschönigen oder diskriminierend unter einen Hut zu packen.

Wie jeder andere Erwerbszweig unterliegt Sexarbeit dem Zwang zur kapitalistischen (Selbst-)Vermarktung. Im Unterschied zu vielen anderen Erwerbszweigen ist Sexarbeit dabei besonders von Kriminalisierung betroffen. Sexarbeit wird häufig verallgemeinernd in einen Kontext mit Drogenkonsum, organisierter Kriminalität, Illegalität oder Sittenwidrigkeit gesetzt. Diese Zusammenhänge werden wiederum herangezogen, um straf- oder ordnungsrechtlich in Sexarbeit einzugreifen, und bieten ein Einlasstor für Polizeigewalt. 

Hierfür einige Beispiele:

  • das Ausweisen von Sperrgebieten, in denen (zu bestimmten Zeiten) eine Ausübung von Sexarbeit verboten ist, was gleichzeitig eine polizeiliche Kontrolle der Einhaltung der Sperrgebietsverordnung rechtfertigt.
  • die Einführung des sog. ProstituiertenSchutzgesetzes 2017. Dies erfordert eine Anmeldung bei einer Behörde, d. h. eine Registrierung von Sexarbeitenden. Dazu der Berufsverband BesD: „Viele werden in die Illegalität getrieben, da sie sich aus Angst vor einem Outing nicht registrieren wollen, oder dies wegen fehlender Arbeitserlaubnis nicht können.“
  • das Durchführen von Razzien, da im Zusammenhang mit Sexarbeit Delikte wie organisierte Kriminalität, Drogenkriminalität oder Verstöße gegen das Aufenthaltsrecht angenommen werden.

Dazu die Beratungsstelle Hydra: „Statt Sexarbeitende zu drangsalieren müssen endlich Maßnahmen ergriffen werden, um die Not illegalisierter Kolleg*innen zu lindern, die durch die Raster von Grundsicherung oder Arbeitslosengeld fallen, weil sie über keine Meldeadresse verfügen, oder schlicht nicht nach ProstituiertenSchutzGesetz registriert sind. Außerdem muss das Handeln der Polizei dringend reflektiert werden. Profiling und Targeting von Sexarbeitenden dürfen nicht zur Methode werden.“ Und weiter: „Wir brauchen und fordern Solidarität und Unterstützung für alle Sexarbeiter*innen, welche durch bestehende Gesetze und sozialer Ausgrenzung ihrer Rechte beraubt werden. Sexarbeitende Menschen sind weder passive Opfer noch Gesundheitsrisiken. Wir sind Menschen und so muss man uns auch behandeln.“ – Dem können wir nichts mehr hinzufügen.

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