Eine Tasche für Dora Landé
gepackt von Hannelore Bastian
Hannelore Bastians Tasche für Dora Landé stellt viele Fragen: Warum ist ihre Ehe in Berlin mit dem Geheimen Rat Hermann Schäfer gescheitert? Weshalb ist sie in Freiburg so oft umgezogen? War es die „lange schwere Krankheit“, die Dora schon drei Jahre vor ihrem Tod gezwungen hat, ihre Arbeit für die Rundschau Frauenbewegung aufzugeben?
Was allerdings bekannt ist, das zeigt einen – nicht nur für die damalige Zeit – erstaunlichen Lebensweg. 1862 geboren wird Dora zunächst Lehrerin. Auch ob sie den Beruf ausgeübt hat, ist übrigens nicht bekannt. Vielleicht musste sie ihn aufgeben, als sie heiratete. Stichwort „Lehrerinnenzölibat“.
Jedenfalls arbeitete sie jahrelang freiberuflich als Journalistin und Übersetzerin. Nebenher bereitete sie sich auf die Reifeprüfung vor und bestand Ostern 1903 ihr Abitur. Sie war zu diesem Zeitpunkt 40 Jahre alt. Anschließend studierte sie neun Semester Nationalökonomie, Geschichte und Philosophie. Nach einem Studienaufenthalt in New York veröffentlichte sie 1906 den Artikel „Die Hausindustrie und ihre gesetzliche Einschränkung in den Vereinigten Staaten von Nordamerika“. 1910, mit 48 Jahren also, wird sie promoviert mit dem Thema „Arbeits- und Lohnverhältnisse in der Berliner Maschinenindustrie zu Beginn des 20. Jahrhunderts.“
Wie schrieb Meta Corssen, verantwortlich in den Sozialistischen Monatsheften für alles rund um die Frauenbewegung, in ihrem Nachruf: „Sie gehörte der Generation jener Frauen an, die, ohne die Reize einer glücklichen studentischen Jugend kennen gelernt zu haben, als gereifte Menschen dem weiblichen Geschlecht neue Lebensgebiete zu erringen suchten, in hartem materiellem Kampf auf persönliches Glück verzichten mussten, aber das Ihrige dazu taten, daß neue Daseinsformen für die Frauen entstehen konnten.“
KS